Was ist Desertion?
Desertion beschreibt die absichtliche und dauerhafte Abwesenheit eines Soldaten von seiner militärischen Einheit oder seinem Dienstposten ohne Genehmigung. Es handelt sich dabei um ein schwerwiegenderes Vergehen als bloße Abwesenheit ohne Erlaubnis (AWOL – Absent Without Leave), da bei Desertion die Absicht besteht, nicht zurückzukehren.
Historische und rechtliche Bedeutung
- Historischer Kontext:
- Während Kriegen, wie dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, wurde Desertion oft mit harten Strafen geahndet, einschließlich der Todesstrafe.
- Viele Soldaten, die desertierten, taten dies aufgrund psychischer Belastung, traumatischer Erlebnisse oder politischer Überzeugungen.
- Rechtliche Konsequenzen:
- In vielen Ländern, darunter Deutschland, wird Desertion im Militärstrafrecht geregelt. In Friedenszeiten sind die Strafen meist milder als in Kriegszeiten.
- In einigen Ländern, z. B. den USA, kann Desertion auch heute noch in extremen Fällen zur Todesstrafe führen, wenngleich dies selten vollzogen wird.
- Humanitäre Perspektive:
- Organisationen wie Amnesty International setzen sich dafür ein, Deserteure, die aus Gewissensgründen handeln, als Kriegsdienstverweigerer anzuerkennen und Schutz zu gewähren.
Gründe für Desertion
Die Entscheidung zur Desertion kann aus verschiedenen persönlichen, politischen oder psychischen Gründen getroffen werden. Häufige Ursachen sind:
- Psychische Belastung: Angst, Kriegstraumata oder extreme Erschöpfung.
- Moralische Bedenken: Ablehnung des Krieges oder bestimmter Befehle aus ethischen Gründen.
- Schlechte Bedingungen: Harte Disziplin, Misshandlung oder schlechte Versorgung innerhalb der Truppe.
- Familiäre Verpflichtungen: Wunsch, zur Familie zurückzukehren oder diese zu schützen.
Desertion in der heutigen Zeit
In modernen Armeen ist Desertion seltener geworden, da die meisten Soldaten freiwillig dienen. Dennoch kommt es auch heute noch zu Fällen, insbesondere in Konfliktgebieten oder unter schwierigen Bedingungen. Viele Staaten verfolgen Deserteure weiterhin strafrechtlich, andere bieten in Ausnahmefällen Schutz, wenn eine Desertion auf Menschenrechtsverletzungen oder Gewissensgründe zurückzuführen ist.
Beispiele berühmter Deserteure
- Harry Farr (Erster Weltkrieg): Ein britischer Soldat, der wegen Desertion hingerichtet wurde, obwohl er unter starkem psychischen Stress (heute bekannt als PTBS) litt.
- Kim Philby (Kalter Krieg): Ein britischer Geheimdienstoffizier, der während des Kalten Krieges zur Sowjetunion überlief.
Abschlussgedanken
Desertion ist ein sensibles Thema, das sowohl rechtliche als auch moralische Dimensionen hat. Während es in militärischen Kontexten oft streng bestraft wird, sollten individuelle Beweggründe wie psychische Belastung oder ethische Überzeugungen differenziert betrachtet werden.