Kalte Progression

Kalte Progression – Versteckte Steuerfalle für Arbeitnehmer

Die sogenannte kalte Progression ist ein Begriff, der regelmäßig in Diskussionen über Steuerpolitik auftaucht. Sie bezeichnet ein Phänomen im Steuersystem, bei dem Lohnerhöhungen zwar die Inflation ausgleichen, die Steuerbelastung jedoch unverhältnismäßig steigt, ohne dass der Steuerpflichtige tatsächlich mehr Kaufkraft hat. Dies führt zu einer schleichenden Steuermehrbelastung, die vielen Arbeitnehmern nicht bewusst ist.

Wie funktioniert die kalte Progression?

In progressiven Steuersystemen – wie sie in Deutschland, Österreich oder der Schweiz gelten – steigt der Steuersatz mit zunehmendem Einkommen. Werden Löhne erhöht, um die Inflation auszugleichen, rutschen Arbeitnehmer oft in eine höhere Steuerstufe. Dadurch zahlen sie einen größeren Anteil ihres Einkommens an den Staat, obwohl ihr Realeinkommen (kaufkraftbereinigtes Einkommen) gleich bleibt.

Ein vereinfachtes Beispiel:

Einkommen vor der Erhöhung Steuerbelastung vorher Einkommen nach der Erhöhung Steuerbelastung nachher Kaufkraftverlust
40.000 € 20 % (8.000 €) 42.000 € 22 % (9.240 €) Steigt trotz Inflation

Obwohl der Nettolohn gestiegen ist, bleibt dem Arbeitnehmer wegen der höheren Steuerlast weniger übrig, um die gestiegenen Preise auszugleichen. Dieses Missverhältnis beschreibt die kalte Progression.

Wer ist besonders betroffen?

Die kalte Progression trifft vor allem Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen, da sie bei Gehaltserhöhungen schneller an die Grenzen der nächsten Steuerstufe stoßen. Spitzenverdiener sind oft weniger betroffen, da sie bereits den Höchststeuersatz zahlen.

Maßnahmen gegen die kalte Progression

Viele Länder versuchen, die Auswirkungen der kalten Progression abzumildern. Typische Maßnahmen sind:

  • Indexierung der Steuertarife: Anpassung der Einkommensgrenzen an die Inflation, sodass Lohnerhöhungen keinen höheren Steuersatz nach sich ziehen.
  • Steuerreformen: Einführung von flacheren Tarifen oder Freibeträgen, um die Progression abzufedern.
  • Regelmäßige Anpassung des Grundfreibetrags: Erhöhung des steuerfreien Einkommensbereichs.

In Deutschland wird die kalte Progression immer wieder thematisiert, und es gab Ansätze zur Entlastung der Steuerzahler, wie die Anpassung des Grundfreibetrags oder die Überarbeitung der Steuertarife. Diese Maßnahmen sind jedoch oft politisch umstritten.

Fazit

Die kalte Progression ist ein verstecktes Problem, das die Steuerlast vieler Arbeitnehmer unbemerkt erhöht. Sie wirkt sich negativ auf die Kaufkraft aus und verstärkt die Steuerbelastung, ohne dass das verfügbare Einkommen steigt. Um die Effekte zu reduzieren, sind regelmäßige Anpassungen im Steuersystem erforderlich. Arbeitnehmer sollten sich der kalten Progression bewusst sein und bei Gehaltsverhandlungen berücksichtigen, dass nominelle Lohnerhöhungen nicht automatisch mehr Netto bedeuten.

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