Martinsgans
Die Tradition der Martinsgans am Martinstag ist tief in der europäischen Kultur verwurzelt und verbindet das christliche Erbe von St. Martin mit einem besonderen kulinarischen Fest. Am 11. November feiern viele Menschen den Martinstag, der sowohl an das Leben des heiligen Martin von Tours erinnert als auch den Beginn der kalten Jahreszeit einleitet. Ein festliches Gänseessen ist an diesem Tag ein Höhepunkt vieler Feierlichkeiten und basiert auf einer Legende um den heiligen Martin selbst.
Wer war der heilige Martin?
Der heilige Martin von Tours lebte im 4. Jahrhundert und ist eine der bedeutendsten Heiligenfiguren der christlichen Kirche. Als Soldat im römischen Heer diente er in Gallien (dem heutigen Frankreich), bevor er zum Christentum fand und sich später als Mönch zurückzog. Eine seiner bekanntesten Taten ist die Geschichte, in der Martin im Winter einen Bettler sah und ihm spontan die Hälfte seines Mantels gab, um ihn vor der Kälte zu schützen. Dieses barmherzige Handeln und seine Hingabe an die Armen machten ihn im Volk sehr beliebt. Später, gegen seinen Willen, wurde er zum Bischof von Tours ernannt, da er sich mehr dem einfachen Leben als einer hohen kirchlichen Position verbunden fühlte.
Die Legende von Martin und den Gänsen
Eine bekannte Legende besagt, dass sich Martin versteckte, als er hörte, dass das Volk ihn zum Bischof ernennen wollte. Um sich dem Amt zu entziehen, suchte er Unterschlupf in einem Gänsestall. Die Gänse jedoch schnatterten so laut, dass sie seinen Versteck verrieten, und Martin wurde schließlich gefunden und als Bischof von Tours geweiht. Die Tradition besagt, dass aus diesem Grund die Gans am Martinstag eine besondere Rolle spielt.
Die Martinsgans: Bedeutung und Zubereitung
Die Martinsgans ist seit Jahrhunderten ein kulinarisches Symbol für den Martinstag. Historisch gesehen markiert der 11. November auch das Ende des Erntejahres, die Zeit der Viehzählung und die Vorbereitung auf die kommende Fastenzeit. Die Gänse, die traditionell als „Zehnt“ an die Kirche abgegeben oder als Teil der Festlichkeiten verzehrt wurden, standen symbolisch für den Dank an die reiche Ernte und für den Beginn des Winters.
Rezept für die Martinsgans
Eine Martinsgans zuzubereiten, ist eine wahre Festtagskunst. Sie wird oft mit Äpfeln, Maronen und Beifuß gefüllt, um den Geschmack perfekt abzurunden.
Zutaten für eine klassische Martinsgans (4-6 Personen)
- 1 Gans (ca. 4-5 kg)
- 2 Äpfel
- 200 g Maronen (vorgekocht)
- 1 Bund Beifuß
- 2 Zwiebeln
- Salz und Pfeffer
- 1 Liter Geflügelbrühe
- Optional: Gemüse (Karotten, Sellerie) für den Bratenansatz
Zubereitung
- Vorbereitung: Die Gans innen und außen gründlich waschen und trocken tupfen. Mit Salz und Pfeffer einreiben. Die Äpfel und Zwiebeln würfeln und mit den Maronen und dem Beifuß vermischen. Die Mischung in die Gans füllen und die Öffnung mit Küchengarn verschließen.
- Braten: Die gefüllte Gans in einen großen Bräter legen, bei 200 °C (Ober-/Unterhitze) in den Ofen schieben und zunächst für etwa 30 Minuten anbraten. Anschließend die Hitze auf 160 °C reduzieren und nach Bedarf immer wieder mit Geflügelbrühe übergießen, um die Haut knusprig zu halten.
- Garzeit: Je nach Größe benötigt die Gans etwa 2,5 bis 3 Stunden Garzeit. Zum Schluss die Hitze erneut erhöhen, um die Haut knusprig zu bräunen.
Die Gans wird traditionell mit Rotkohl und Knödeln serviert und bildet den Mittelpunkt eines festlichen Mahls.
Traditionen und Bräuche rund um den Martinstag
In vielen Regionen Europas, besonders in Deutschland und Österreich, ist es üblich, am Martinstag Laternenumzüge zu veranstalten. Kinder basteln bunte Laternen und ziehen nach Einbruch der Dunkelheit in Prozessionen durch die Straßen. Häufig wird die Mantelteilung des heiligen Martins nachgestellt, um den Kindern die Bedeutung von Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft zu vermitteln. Diese Umzüge und das Martinsgans-Essen haben das Fest bis heute lebendig gehalten.
Der Martinstag als Symbol der Nächstenliebe
St. Martin steht in der christlichen Tradition für Mitgefühl und Großzügigkeit. Das Gänseessen am Martinstag erinnert nicht nur an eine jahrhundertealte Legende, sondern ist auch ein Symbol des Dankes und des Teilens. Die Martinsgans ist ein Ausdruck für Wohlstand und Freude an der Gemeinschaft – eine Gelegenheit, die Werte von St. Martin zu ehren und die Geselligkeit in der Familie zu pflegen.