Bierarten

Bierarten und Gärung – der Unterschied zwischen obergärig und untergärig

Bier gehört zu den ältesten Getränken der Welt, und doch ist es in seiner Vielfalt kaum zu überblicken. Eine der wichtigsten Unterscheidungen in der Braukunst betrifft die Gärung – genauer gesagt, ob ein Bier obergärig oder untergärig ist. Dieser Unterschied beeinflusst nicht nur den Geschmack, sondern auch die Art der Herstellung und die typischen Biersorten, die daraus entstehen.


Was bedeutet obergärig und untergärig?

Die Bezeichnungen beziehen sich auf die Art der Hefe und die Temperatur, bei der die Gärung stattfindet. Während obergärige Hefen bei wärmeren Temperaturen aktiv sind und an der Oberfläche gären, arbeiten untergärige Hefen in kühleren Regionen des Gärbottichs – also am Boden.

Gärungsart Temperaturbereich Hefetyp Gärverhalten Beispiele
Obergärig 15–25 °C Saccharomyces cerevisiae Gärt an der Oberfläche Weizenbier, Kölsch, Altbier, Pale Ale
Untergärig 4–10 °C Saccharomyces pastorianus Gärt am Boden Pils, Helles, Märzen, Bockbier

Obergärige Biere – traditionell und fruchtig

Obergärige Biere haben eine lange Geschichte. Schon im Mittelalter war diese Gärungsart die Regel, da es damals noch keine Kühlmöglichkeiten gab. Durch die höhere Gärtemperatur entstehen fruchtige, teilweise leicht würzige Aromen.
Weizenbiere und Ales zeichnen sich oft durch Noten von Banane, Nelke oder Zitrusfrüchten aus. Auch das bekannte Kölsch zählt zu den obergärigen Sorten – mild, klar und mit einer feinen Hopfennote.


Untergärige Biere – kühl vergoren und klar im Geschmack

Untergärige Biere setzten sich erst mit der Erfindung der Kühltechnik im 19. Jahrhundert durch. Sie sind länger haltbar und zeichnen sich durch einen klaren, sauberen Geschmack aus.
Pils und Helles gehören heute zu den beliebtesten Bieren in Deutschland. Ihre Gärung bei niedrigen Temperaturen sorgt für weniger fruchtige, dafür hopfenbetontere und erfrischend-herbe Aromen.


Der Einfluss auf Geschmack und Charakter

Die Wahl der Gärungsart prägt das gesamte Aromaprofil eines Bieres. Obergärige Sorten wirken oft lebhafter, komplexer und fruchtiger, während untergärige Biere eher ausgewogen, klar und „sauber“ schmecken. Auch die Trinktemperatur unterscheidet sich: obergärige Biere entfalten ihr Aroma bei etwa 8–12 °C, untergärige dagegen bei kühleren 5–8 °C.


Mischformen und neue Trends

In der modernen Craft-Bier-Szene verschwimmen die Grenzen zunehmend. Brauer experimentieren mit Hybridstilen, bei denen etwa obergärige Hefen mit kalter Gärung kombiniert werden. Auch Lager-Ales oder kaltgehopfte Weizenbiere erfreuen sich wachsender Beliebtheit.


Fazit

Ob obergärig oder untergärig – beide Gärungsarten haben ihren eigenen Reiz und Charakter. Die eine steht für Vielfalt, Fruchtigkeit und Tradition, die andere für Reinheit, Frische und Präzision. Welche man bevorzugt, ist letztlich Geschmackssache – aber wer die Unterschiede kennt, genießt bewusster.

Typische deutsche Biersorten im Überblick

Deutschland ist weltweit bekannt für seine Bierkultur. Jede Region hat ihre eigenen Spezialitäten, die sich in Geschmack, Farbe und Brauart unterscheiden. Die folgende Übersicht zeigt die bekanntesten deutschen Biersorten, gegliedert nach ihrer Gärungsart, mit kurzen Beschreibungen zu Charakter und Herkunft.


Obergärige Biersorten

Biersorte Herkunft / Region Alkoholgehalt Charakter & Geschmack
Weizenbier (Hefeweizen) Bayern 5,0–5,5 % Fruchtig, mit Noten von Banane und Nelke, spritzig und naturtrüb.
Kristallweizen Bayern 5,0–5,5 % Gefilterte, klare Variante des Hefeweizens, leicht und prickelnd.
Kölsch Köln 4,8–5,0 % Hellgolden, mild, leicht fruchtig, mit feiner Hopfennote.
Altbier Düsseldorf / Niederrhein 4,5–5,2 % Dunkelbernsteinfarben, malzig und würzig, leicht bitter im Abgang.
Berliner Weiße Berlin 2,5–3,0 % Sehr leicht, säuerlich-erfrischend, oft mit Fruchtsirup serviert.
Gose Leipzig 4,5–5,0 % Leicht salzig und säuerlich, mit Koriander gewürzt – eine alte Spezialität.

Untergärige Biersorten

Biersorte Herkunft / Region Alkoholgehalt Charakter & Geschmack
Pils Norddeutschland / Böhmen 4,8–5,2 % Klar, hell und hopfenbetont, mit herber Frische.
Helles (Lagerbier) Bayern 4,8–5,0 % Mild, ausgewogen und leicht malzig – das klassische bayerische Bier.
Märzen / Festbier Bayern 5,5–6,0 % Vollmundig, bernsteinfarben, mit malzbetontem Aroma.
Export (Dortmunder) Ruhrgebiet 5,0–5,5 % Etwas kräftiger als Helles, mit leicht süßlicher Note.
Bockbier Bayern / Norddeutschland 6,0–7,5 % Stark, süßlich und malzbetont, meist saisonal gebraut.
Schwarzbier Thüringen / Sachsen 4,8–5,0 % Dunkel, weich und röstmalzig, mit Noten von Kaffee und Schokolade.

Saisonale und Spezialbiere

Biersorte Saison / Besonderheit Alkoholgehalt Beschreibung
Maibock Frühling ca. 6,5 % Hell und stark, mit blumiger Hopfennote.
Oktoberfestbier Herbst ca. 6,0 % Kräftig, malzbetont und süffig – das typische Festbier.
Eisbock Winter bis 12 % Durch Einfrieren konzentriert, intensiv und alkoholstark.
Zwickel / Kellerbier Ganzjährig 4,8–5,4 % Unfiltriert, naturtrüb und mild im Geschmack.

Fazit

Die Vielfalt deutscher Biere spiegelt die lange Brautradition des Landes wider. Vom fruchtigen Weizen über das spritzige Kölsch bis hin zum kräftigen Bockbier findet jeder Bierliebhaber seinen Favoriten. Entscheidend ist dabei nicht nur die Sorte, sondern auch die Region, aus der das Bier stammt – denn in Deutschland ist Bier stets ein Stück Heimat.

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