Übersteuern und Untersteuern

Übersteuern und Untersteuern verstehen – Fahrsicherheit im Grenzbereich

Viele Autofahrer hören die Begriffe Übersteuern und Untersteuern häufig im Zusammenhang mit Fahrphysik, Testberichten oder Motorsport – doch was genau steckt dahinter, und wie reagiert man richtig, wenn das Fahrzeug in einer Kurve plötzlich ausbricht?


Was bedeutet Untersteuern?

Beim Untersteuern verliert das Fahrzeug an der Vorderachse die Haftung.
Das heißt: Du lenkst in eine Kurve ein, aber das Auto fährt weiter geradeaus, als würde es über die Vorderräder „schieben“.

Typische Ursachen:

  • Zu hohe Geschwindigkeit beim Einlenken

  • Glatte oder nasse Fahrbahn

  • Zu starkes Beschleunigen in der Kurve

  • Abgefahrene oder falsche Reifen vorne

Fahrzeuge, die häufig untersteuern:
Frontgetriebene Autos (z. B. viele Klein- und Mittelklassewagen) neigen stärker zum Untersteuern, weil die Vorderachse sowohl lenken als auch antreiben muss.

So reagierst du richtig:

  1. Fuß vom Gas nehmen (aber nicht voll auf die Bremse treten).

  2. Lenkrad leicht öffnen – also weniger stark einschlagen.

  3. Warten, bis die Reifen wieder greifen, und dann sanft weiterlenken.


Was bedeutet Übersteuern?

Beim Übersteuern verliert die Hinterachse den Grip.
Das Heck bricht also in der Kurve nach außen aus – das Auto dreht sich tendenziell ein.

Typische Ursachen:

  • Zu viel Gas in der Kurve (vor allem bei Heckantrieb)

  • Plötzliche Lenkbewegungen

  • Unausgeglichene Beladung (z. B. schwere Last im Kofferraum)

  • Glatte Fahrbahn oder Kurven mit wechselndem Belag

Fahrzeuge, die häufig übersteuern:
Heckgetriebene Fahrzeuge (z. B. viele Sportwagen oder ältere Modelle mit Hinterradantrieb).

So reagierst du richtig:

  1. Gas sanft wegnehmen, aber nicht abrupt.

  2. In die Richtung gegenlenken, in die das Heck ausbricht.

  3. Sobald das Fahrzeug stabil ist, leicht nachlenken, um nicht zu überkorrigieren.


Vergleich beider Fahrzustände

Merkmal Untersteuern Übersteuern
Haftungsverlust Vorderachse Hinterachse
Fahrzeugverhalten Schiebt über die Vorderräder nach außen Heck bricht nach außen aus
Typischer Antrieb Frontantrieb Heckantrieb
Gefahr Kurve wird zu weit genommen Fahrzeug kann sich drehen
Richtige Reaktion Gas weg, Lenkeinschlag verringern Gas sanft weg, gegenlenken

Moderne Fahrhilfen und ihre Wirkung

Dank elektronischer Systeme wie ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm) oder ASR (Antriebsschlupfregelung) greifen Autos heute automatisch ein, wenn sie drohen, zu unter- oder übersteuern.
ESP erkennt die Abweichung zwischen gewünschter und tatsächlicher Fahrtrichtung und bremst gezielt einzelne Räder ab – meist unmerklich, aber sehr effektiv.

Trotzdem gilt: Elektronik kann Physik nicht aufheben. Wer zu schnell in die Kurve fährt, wird auch mit ESP irgendwann die Kontrolle verlieren.


Fahrsicherheitstipps für Alltag und Notsituationen

  1. Blickführung: Immer dorthin schauen, wo du hinwillst – das hilft beim Gegenlenken.

  2. Sanfte Lenkbewegungen: Ruckartige Eingaben führen oft zu Überreaktionen.

  3. Lastwechsel vermeiden: Plötzliche Gas- oder Bremsbefehle destabilisieren das Auto.

  4. Reifendruck prüfen: Zu niedriger oder ungleichmäßiger Druck verstärkt Unter- oder Übersteuern.

  5. Fahrsicherheitstraining besuchen: Auf abgesperrten Plätzen lässt sich das Verhalten des Fahrzeugs gefahrlos testen.


FazitÜber- und Untersteuern

Untersteuern und Übersteuern sind zwei Seiten derselben Medaille: Beide entstehen, wenn Reifen die Haftung verlieren. Wer die Ursachen kennt und richtig reagiert, kann sein Fahrzeug auch in kritischen Momenten beherrschen. Moderne Assistenzsysteme helfen – aber sie ersetzen kein bewusstes und vorausschauendes Fahren.

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