Wiederbeschaffungszeit – Bedeutung und Einfluss auf Unternehmen und Lieferketten
Die Wiederbeschaffungszeit ist ein zentraler Begriff im Beschaffungswesen, der sowohl in der Industrie als auch im Handel eine große Rolle spielt. Sie beschreibt den Zeitraum, der zwischen der Bestellung eines Materials oder Produkts und dessen tatsächlicher Verfügbarkeit vergeht.
Was bedeutet Wiederbeschaffungszeit genau
Unter Wiederbeschaffungszeit versteht man die Zeitspanne von der Auslösung einer Bestellung bis zum Eintreffen und der Einsatzbereitschaft der Ware im Unternehmen. Sie setzt sich in der Regel aus mehreren Teilschritten zusammen:
| Teilschritt | Beschreibung |
|---|---|
| Bestellvorbereitung | Zeit für Bedarfsermittlung, Lieferantenauswahl und Freigabe des Auftrags |
| Lieferzeit des Lieferanten | Zeitraum zwischen Auftragseingang und Versand der Ware |
| Transportzeit | Dauer des Versands, abhängig von Entfernung und Transportmittel |
| Wareneingangsprüfung & Lagerung | Kontrolle der Lieferung, Erfassung im System und Einlagerung |
Beispiel aus der Praxis
Ein Unternehmen bestellt spezielle Maschinenbauteile bei einem Zulieferer.
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Bedarfsermittlung und Freigabe: 2 Tage
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Produktions- und Lieferzeit: 10 Tage
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Transportzeit: 3 Tage
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Wareneingangsprüfung: 1 Tag
👉 Gesamte Wiederbeschaffungszeit: 16 Tage
Das bedeutet: Erst nach 16 Tagen steht das Bauteil zur Verfügung – eine entscheidende Information für Produktionsplanung und Lagerbestände.
Bedeutung für das Bestandsmanagement
Die Wiederbeschaffungszeit beeinflusst unmittelbar den Sicherheitsbestand und den Bestellzeitpunkt. Je länger die Zeitspanne, desto höher muss der Sicherheitsbestand sein, um Lieferengpässe zu vermeiden.
Formel zur Berechnung des Bestellzeitpunkts:
Bestellzeitpunkt = (Tagesverbrauch × Wiederbeschaffungszeit) + Sicherheitsbestand
Beispiel:
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Tagesverbrauch: 50 Stück
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Wiederbeschaffungszeit: 10 Tage
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Sicherheitsbestand: 200 Stück
→ Bestellzeitpunkt = (50 × 10) + 200 = 700 Stück
Sobald der Lagerbestand auf 700 Stück sinkt, sollte eine neue Bestellung ausgelöst werden.
Möglichkeiten zur Verkürzung der Wiederbeschaffungszeit
Unternehmen versuchen zunehmend, die Wiederbeschaffungszeit zu optimieren, um flexibler auf Marktveränderungen reagieren zu können. Typische Maßnahmen sind:
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Engere Kooperation mit Lieferanten (z. B. Just-in-Time-Lieferung)
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Digitale Beschaffungssysteme zur Automatisierung von Bestellprozessen
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Lageroptimierung und strategische Standortwahl
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Standardisierung von Bauteilen zur schnelleren Verfügbarkeit
Fazit
Die Wiederbeschaffungszeit ist ein entscheidender Faktor für Effizienz, Kostenkontrolle und Liefersicherheit. Sie bestimmt, wie reaktionsfähig ein Unternehmen auf Nachfrageschwankungen reagieren kann und wie hoch der Bestand an Sicherheitsreserven sein muss. Eine präzise Analyse und Optimierung dieser Zeitspanne führt zu einer deutlichen Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.